Gedichte und Zitate

  • Und als der nächste Krieg begann

    da sagten die Frauen: Nein!

    Und schlossen Bruder, Sohn und Mann

    fest in der Wohnung ein.


    Dann zogen sie in jedem Land

    wohl vor des Hauptmanns Haus

    und hielten Stöcke in der Hand

    und holten die Kerls heraus


    Sie legten jeden über’s Knie

    der diesen Krieg befahl:

    die Herren der Bank und Industrie,

    den Minister und General.


    Da brach so mancher Stock entzwei

    und manches Großmaul schwieg.

    In allen Ländern gab’s Geschrei,

    doch nirgends gab es Krieg.


    Die Frauen gingen dann wieder nach Haus

    zu Bruder und Sohn und Mann

    und sagten ihnen: der Krieg sei aus.

    Die Männer starrten zum Fenster hinaus

    und sahen die Frauen nicht an …

    (Erich Kästner)

  • ''Wenn man die Schritte vom Bekenntnis zum Widerstand unterlässt, landet man bei der Tolerierung von Verbrechen, das Bekenntnis wird zum Alibi und angesichts des begangenen Unrechts zur Anklage des Bekennenden.''

    (Eberhard Bethge, evangelischer Pastor und Theologe)

  • Du selber sein


    Wenn klar du bleiben kannst und rings die Menge,

    verwirrt im Geiste, dich den Wirrkopf heißt,

    wenn du noch lächeln kannst, trotz all der Strenge,

    mit der man dir so manche ´Schuld` beweist;

    wenn Warten du gelernt hast ohne Maßen

    und als Belog`ner selber wahr zu sein,

    wenn du mit Gleichmut überwandest Hassen

    und trautest deinem graden Sinn allein –


    Wenn du ein Träumer sein kannst, doch mit Wissen,

    Gedanken spinnst, doch freien Blick bewahrst;

    wenn du des Unglücks Last, des Glückes Kissen

    mit unbeirrter Seelenruhe paarst;

    wenn du den kühnen Traum, der dich begleitet,

    geduldig hüten lerntest – Teil um Teil,

    wenn dich die eig`ne Wahrheit sicher leitet,

    und scheint der Weg zum Ziel auch noch so steil –


    Dann kannst du unter Narren dich bewahren,

    mit Königen sprechen, ohne klein zu sein.

    Ob sich dann Freunde oder Feinde um dich scharen,

    du wirst doch immer nur du selber sein.

    Du füllst den Zeitenraum der schnellen Stunde

    mit frohen Taten, ehe sie dahin.

    Dann sind dir Erd` und Himmel beid` im Bunde,

    dann bist du Mensch, dann hat dein Leben Sinn!


    Wenn alles, was du nach und nach gewonnen,

    auf einen Wurf du ruhig gibst dahin –

    und ohne Zögern deines Lebens Brunnen

    zu frischem Leben weckst und Neubeginn,

    wenn klar du deinem Herzen kannst befehlen –

    und schlüg` es gleich wie in verlass`nem Haus,

    und zu dir sprechen, tief in deiner Seelen:

    ,,Halt aus, mein Wille! Wanke nicht! Halt aus!”


    Dann kannst du unter Narren dich bewahren,

    mit Königen sprechen, ohne klein zu sein.

    Ob sich dann Freunde oder Feinde um dich scharen,

    du wirst doch immer nur du selber sein.

    Du füllst den Zeitenraum der schnellen Stunde

    mit frohen Taten, ehe sie dahin.

    dann sind dir Erd` und Himmel beid` im Bunde!

    Dann bist du Mensch! Dann hat dein Leben Sinn!

    (Hans Spielmann)

  • ''Der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gemeinschaft rechtmäßig ausüben darf, ist: die Schädigung anderer zu verhüten. Das eigene Wohl, sei es das physische oder das moralische, ist keine genügende Rechtfertigung.''

    (John Stuart Mill)